Kann man 5 Tage nichts essen? Was wirklich passiert, wenn du dich nicht nährst

Kann man 5 Tage nichts essen? Was wirklich passiert, wenn du dich nicht nährst

Stell dir vor, du legst dich ins Bett und entscheidest: 5 Tage nichts essen. Kein Frühstück, kein Mittag, kein Abendbrot. Nur Wasser. Klingt wie eine Challenge aus dem Internet? Oder wie eine schnelle Lösung fürs Abnehmen? Vielleicht hast du es schon mal gedacht. Aber was passiert wirklich, wenn du fünf Tage lang nichts in den Mund nimmst? Und ist das überhaupt sicher?

Was passiert am ersten Tag?

Am Anfang merkst du kaum etwas. Dein Körper hat noch genug Energie aus den letzten Mahlzeiten. Die Leber hat Glykogen gespeichert - das ist Zucker, den dein Körper als schnelle Energie nutzt. Bis zu 24 Stunden kannst du so durchhalten, ohne große Probleme. Du fühlst dich vielleicht etwas müde, vielleicht ein bisschen gereizt. Aber du bist nicht schwach. Dein Gehirn bekommt weiterhin Glukose. Dein Körper arbeitet wie gewohnt.

Die erste echte Veränderung kommt nach etwa 12 Stunden. Dann beginnt dein Körper, Fettreserven anzuzapfen. Du fängst an, Ketonkörper zu produzieren. Das ist kein Gift. Das ist eine natürliche Umstellung. Dein Körper lernt, Fett als Treibstoff zu nutzen. Viele Menschen, die intermittierend fasten, lieben diesen Zustand - klaren Kopf, weniger Hungergefühl. Aber das ist nicht dasselbe wie fünf Tage nichts zu essen.

Tag 2 bis 3: Der Körper schaltet um

Jetzt ist das Glykogen aufgebraucht. Dein Körper greift jetzt wirklich auf Fett zurück. Das ist gut - solange du genug Flüssigkeit und Elektrolyte bekommst. Viele Menschen berichten, dass sie in dieser Phase weniger Hunger haben als am Anfang. Warum? Weil Ketonkörper den Appetit dämpfen. Aber das ist eine Täuschung. Dein Körper ist jetzt in Überlebensmodus.

Deine Muskeln beginnen, sich selbst abzubauen. Ja, du verlierst Muskelmasse. Nicht nur Fett. Dein Körper nimmt Eiweiß aus den Muskeln, um Glukose für das Gehirn und die roten Blutkörperchen zu produzieren. Das ist kein effizienter Prozess. Es ist ein Notfallplan. Und er kostet dich Kraft. Du wirst dich langsam schwach fühlen. Kopfschmerzen, Schwindel, Kältegefühl - das sind normale Symptome. Dein Blutdruck sinkt. Dein Puls wird langsamer. Dein Körper spart Energie, wo er kann.

Tag 4 bis 5: Der Körper bricht ab

Jetzt ist es ernst. Dein Körper hat fast alle leicht verfügbaren Energiereserven aufgebraucht. Die Leber kann nicht mehr genug Glukose produzieren. Dein Immunsystem wird schwächer. Du bist anfälliger für Infekte. Deine Verdauung verlangsamt sich so sehr, dass du kaum noch Stuhlgang hast. Deine Haut wird trocken, deine Haare verlieren ihren Glanz. Dein Herz schlägt langsamer, weil es nicht mehr genug Elektrolyte hat - besonders Kalium, Natrium und Magnesium.

Einige Menschen fühlen sich jetzt leicht euphorisch. Das ist kein Zeichen von Wohlbefinden. Das ist eine chemische Reaktion des Gehirns, das versucht, dich zu beruhigen, während du dich langsam verhungern lässt. Es ist wie eine Droge, die dich davon abhält, aufzugeben. Aber dein Körper stirbt nicht langsam - er stirbt schnell. Und zwar von innen.

X-ray-stil gezeichnete Körperansicht mit erschöpften Muskeln und abgebauten Energiespeichern.

Was passiert danach?

Wenn du nach fünf Tagen wieder isst, kannst du dich nicht einfach wie normal ernähren. Dein Magen ist kleiner geworden. Dein Körper hat vergessen, wie man Nahrung verdaut. Wenn du jetzt eine große Mahlzeit isst - besonders mit Zucker oder Fett - riskierst du eine Refeeding-Syndrom. Das ist lebensbedrohlich. Dein Körper zieht Elektrolyte aus dem Blut, um die Zellen wieder aufzufüllen. Das kann zu Herzrhythmusstörungen, Lungenödemen oder sogar Herzversagen führen.

Ärzte beobachten das bei Patienten nach langem Hunger, nach Krieg, nach Essstörungen. Es ist kein Mythos. Es ist medizinisch belegt. Das Robert-Koch-Institut warnt explizit vor langfristigem Fasten ohne medizinische Aufsicht. Selbst bei gesunden Menschen ist das Risiko zu hoch.

Warum tun Menschen das trotzdem?

Weil sie glauben, es sei eine schnelle Lösung. Weil sie Instagram-Videos sehen, in denen jemand nach fünf Tagen Fasten „entgiftet“ und „erwacht“ ist. Weil sie denken: „Ich muss nur durchhalten, dann ist alles besser.“ Aber das ist falsch. Es gibt keine Entgiftung durch Fasten. Deine Leber und deine Nieren tun das ohnehin - jeden Tag, ohne Pause.

Und wenn es um Abnehmen geht: 5 Tage Fasten bringen vielleicht 2-3 Kilo Gewichtsverlust. Aber 80 % davon ist Wasser und Muskelmasse. Die Fettreserven bleiben größtenteils erhalten. Und sobald du wieder isst - und das wirst du - kommt das Gewicht schnell zurück. Meistens mit Zinsen. Denn dein Stoffwechsel hat sich verlangsamt. Dein Körper hat gelernt: „Hunger kommt wieder.“ Also speichert er alles, was du ihm gibst.

Was ist die gesündere Alternative?

Wenn du Gewicht verlieren willst, brauchst du keine Extreme. Du brauchst Konsistenz. Eine ausgewogene Ernährung mit mehr Gemüse, etwas weniger Zucker, mehr Protein. Weniger Snacks zwischen den Mahlzeiten. Mehr Bewegung. Schlaf. Stressreduktion.

Wenn du Fasten ausprobieren willst, dann mache es richtig. Intermittierendes Fasten - also 16 Stunden ohne Essen, 8 Stunden mit Essen - ist wissenschaftlich gut untersucht. Es funktioniert, wenn du dich dabei ernährst. Nicht wenn du dich verhungern lässt.

Ein 24-Stunden-Fasten einmal pro Woche ist für viele gesund. Zwei Tage hintereinander sind riskant. Fünf Tage? Das ist kein Fasten. Das ist eine medizinische Notlage.

Hand greift nach einem durchscheinenden Apfel, der einen Skeletthand enthält.

Wann ist Fasten gefährlich?

Es ist gefährlich, wenn du:

  • unter 18 oder über 65 bist
  • schwanger oder stillst
  • Diabetes hast - besonders Typ 1
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen hast
  • ein niedriges Körpergewicht hast
  • in der Vergangenheit eine Essstörung hattest
  • Medikamente nimmst, die mit Nahrung interagieren

Du brauchst keinen Grund, um das zu tun. Du brauchst nur einen guten Grund, um es zu lassen.

Was sagen Experten?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sagt klar: „Länger als 24 Stunden ohne Nahrungsaufnahme sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor extremen Fastenmethoden als Mittel zur Gewichtsreduktion. Studien aus dem British Medical Journal zeigen: Menschen, die regelmäßig länger als 48 Stunden fasten, haben ein höheres Risiko für Herzrhythmusstörungen - selbst wenn sie gesund erscheinen.

Es gibt keine Studie, die zeigt, dass fünf Tage nichts essen gesund ist. Es gibt viele, die zeigen, dass es schädlich ist.

Was solltest du tun?

Wenn du dich unwohl fühlst, wenn du zu viel Gewicht hast, wenn du dich müde fühlst - dann suche Hilfe. Nicht im Internet. Nicht in Videos. Sondern bei einem Arzt oder Ernährungsberater. In Dresden gibt es mehrere zertifizierte Ernährungsberater, die dir helfen, ohne dich zu verhungern.

Dein Körper ist kein Projekt. Er ist dein Zuhause. Und du würdest auch nicht fünf Tage lang kein Wasser ins Haus lassen, nur weil du glaubst, das würde es „reinigen“. Warum tust du es dann mit deinem Körper?

Essen ist nicht das Problem. Die Angst davor, das ist es.