NFT-Marktzyklen: Vom Boom 2021 zur Nach-Bubble-Realität digitaler Sammlerstücke

NFT-Marktzyklen: Vom Boom 2021 zur Nach-Bubble-Realität digitaler Sammlerstücke

Was bleibt vom NFT-Boom von 2021?

Im Jahr 2021 war jeder zweite Mensch mit Krypto-Freunden, der ein NFT kaufte - oft nur, weil sein Nachbar eines hatte. Ein Bored Ape Yacht Club-Profilkopf kostete über 100.000 Euro. Eine digitale Zeichnung wurde für 69 Millionen Dollar verkauft. Die Welt schien plötzlich zu glauben, dass digitale Bilder mehr wert sind als echte Gemälde. Doch heute, im November 2025, ist das anders. Die Preise sind eingebrochen. Die meisten NFTs sind wertlos. Und doch ist der Markt nicht tot - er hat sich verändert.

Der Crash: Von 27 Milliarden auf unter 12 Milliarden

Der NFT-Markt wuchs von 82 Millionen Dollar im Jahr 2019 auf fast 28 Milliarden im Jahr 2021. Das war ein Anstieg von über 21.000 Prozent in nur zwei Jahren. Doch dann kam der Absturz. Im Jahr 2022 sank der Umsatz auf 21,4 Milliarden, 2023 auf 11,7 Milliarden. Im ersten Quartal 2025 lag er bei nur noch 8,2 Milliarden Dollar - und das, obwohl die Krypto-Märkte insgesamt leicht erholt waren. Der größte Einbruch? Der Kunst-NFT-Sektor. Die Verkaufsvolumina fielen von 2,9 Milliarden Dollar im Jahr 2021 auf nur noch 23,8 Millionen im ersten Quartal 2025. Das ist ein Verlust von 99,2 Prozent. Die meisten Profile, die damals als Statussymbol dienten, sind heute kaum noch einen Cent wert.

Warum ist der Markt zusammengebrochen?

Es war nicht nur die Inflation, die Zinsen oder der Krypto-Bär. Es war die Erkenntnis: Viele NFTs hatten keine Funktion. Sie waren nur digitale Bilder, die niemand brauchte. Die Leute kauften sie nicht, weil sie etwas damit tun konnten - sie kauften sie, weil sie dachten, sie würden bald teurer. Als die Spekulation nachließ, fielen die Preise wie Kartenhäuser. Ein Beispiel: Der Metaverse-Projekt „Otherside“ von Bored Ape Yacht Club versprach eine virtuelle Welt, in der Besitzer von NFTs wohnen konnten. Zwei Jahre später war die Welt noch nicht fertig. Die NFTs blieben einfach Bilder - ohne Nutzen, ohne Zugang, ohne Wert.

Was funktioniert noch? NFTs mit echtem Nutzen

Nicht alle NFTs sind tot. Diejenigen, die etwas tun, überleben. Gaming-NFTs machen heute 38 Prozent des gesamten Handelsvolumens aus. Spiele wie Axie Infinity und The Sandbox haben Millionen Spieler, die digitale Gegenstände kaufen, verkaufen und nutzen - nicht als Investition, sondern als Spielzeug. In den Philippinen half das „Scholar-Programm“ von Axie Infinity Tausenden von Menschen, mit dem Spiel Geld zu verdienen. In den USA halten 175.000 Menschen monatlich NBA Top Shot-NFTs - nicht als Spekulation, sondern als Sammlerstücke von Highlights, die sie tatsächlich sehen und teilen können.

Ein weiterer wachsender Bereich: Physisch-digitale NFTs, auch „Phygital“ genannt. Marken wie Gucci, Louis Vuitton und Prada verkaufen jetzt Kleidung mit einem NFT, das den Kauf nachweist, Echtheit garantiert und sogar exklusive Events freischaltet. Ein echtes Jackett, das mit einem digitalen Zertifikat verbunden ist - das funktioniert. Und es ist nicht nur Mode. Event-Tickets als NFTs sind jetzt bei 5,3 Prozent der großen US-Ticketverkäufe vertreten. Sie können nicht gefälscht werden, sind transferierbar und erlauben Künstlern oder Veranstaltern, bei Weiterverkäufen weiterhin Geld zu verdienen.

Spieler in Asien verdienen Geld mit NFT-Spielen, während Modelle in Europa NFT-Kleidung tragen.

Die Plattformen: Wer bleibt, wer verschwindet?

OpenSea war der König - mit 62 Prozent Marktanteil im Jahr 2022. Heute hat es nur noch 45 Prozent. Der Umsatz sank von 4,8 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2021 auf 350 Millionen im ersten Quartal 2025. Der Grund? Der Markt wurde zu komplex, zu teuer, zu unsicher. Neue Spieler wie Blur kamen mit einem einfachen, gebührenfreien Modell und zogen professionelle Händler an. Heute hat Blur 35 Prozent Marktanteil. Rarible, mit seiner Community-orientierten Herangehensweise, hat nur 8 Prozent, aber seine Nutzer bleiben länger. Sie verlassen die Plattform nicht, weil sie nicht nur spekulieren - sie tauschen, sammeln, diskutieren.

Technik hinter den Kulissen: Ethereum, Solana und die Kosten

Die meisten NFTs laufen auf Ethereum. Aber das hat seinen Preis. Im Jahr 2021 kostete eine Transaktion bis zu 50 Dollar an Gasgebühren. Heute liegt sie bei durchschnittlich 1,20 Dollar - dank des Ethereum-Updates im September 2022, das den Energieverbrauch um 99,9 Prozent reduzierte. Solana ist schneller und günstiger: Transaktionen dauern 2 bis 5 Sekunden, nicht 15 bis 30 wie auf Ethereum. Und sie kosten kaum etwas. Das macht Solana besonders attraktiv für Spiele und häufige Transaktionen. Doch Ethereum bleibt die sicherste und am weitesten verbreitete Blockchain für hochwertige NFTs - besonders bei Marken und Institutionen, die Vertrauen brauchen.

Die Nutzer: Wer bleibt, wer geht?

Die Reddit-Community r/NFT hatte über eine Million Mitglieder im Januar 2022. Heute sind es noch 420.000. Die Stimmung? 78 Prozent der Posts im ersten Quartal 2025 waren negativ. Die Hauptbeschwerden? „Royalties verschwinden“ - nur 35 Prozent der Marktplätze zahlen Künstlern die vereinbarten Prozente bei Weiterverkauf aus. Und „keine echte Nutzung“ - 68 Prozent der negativen Bewertungen sagen: „Ich habe das NFT, aber was soll ich damit tun?“

Aber die, die bleiben, wissen, was sie tun. Die aktiven Nutzer in 2025 verstehen Smart Contracts, kennen die Unterschiede zwischen Blockchain-Netzwerken und wissen, warum ein NFT in einem Spiel wertvoll ist. Sie kaufen nicht mehr, weil es „cool“ ist. Sie kaufen, weil es funktioniert.

Blockchain-Technologie mit NFT-Anwendungen wie Tickets und digitalen Identitäten in einem klaren, strukturierten Netzwerk.

Was kommt als Nächstes? Die Zukunft ist nützlich

Einige Analysten sagen: Der NFT-Markt wird bis 2034 über 700 Milliarden Dollar wert sein. Andere sagen: 2025 wird nur 500 Millionen Dollar Umsatz bringen. Beide haben recht - je nachdem, was sie zählen. Die Spekulations-NFTs? Sie sind fast verschwunden. Die NFTs mit Nutzen? Sie wachsen. Die Kombination aus digitalem Zertifikat und physischem Produkt (Phygital) wächst um 60 Prozent. Digitale Identitäts-NFTs wurden bereits über 12 Millionen Mal ausgestellt. Unternehmen nutzen sie für Zugangskontrolle, Lizenzierung und Kundenbindung.

Die EU hat mit MiCA im Januar 2025 klare Regeln für Krypto-Assets eingeführt - inklusive NFTs. Die USA hingegen verklagen weiterhin NFT-Projekte, weil sie als Wertpapiere gelten könnten. Das schafft Unsicherheit. Aber es zwingt auch die Branche dazu, sich zu professionalisieren.

Wie startet man heute?

Wenn du jetzt ein NFT kaufen willst - und du nicht spekulieren willst - dann fange mit etwas an, das du wirklich nutzen kannst. Ein Event-Ticket, ein digitales Sammlerstück von deinem Lieblingskünstler, ein Spiel-Item. Setze dich nicht auf einen Bored Ape, weil er teuer war. Frag dich: „Was kann ich damit tun?“

Du brauchst eine Wallet wie MetaMask (einrichten dauert 8 Minuten), du brauchst ein paar Euro in Krypto (über Coinbase oder Bitpanda), und du brauchst Geduld. Die ersten Transaktionen dauern immer noch 22 Minuten - das ist besser als 2021, aber immer noch zu viel für die Masse. Aber wenn du erst einmal verstanden hast, wie es funktioniert, wird es einfacher. Und du wirst nicht mehr nur ein Käufer sein - du wirst ein Nutzer.

Die große Wahrheit

Der NFT-Boom war eine Blase. Aber die Technologie dahinter ist nicht die Blase. Blockchain kann Eigentum digital verifizieren. Das ist mächtig. Es funktioniert bei Kunst, bei Musik, bei Tickets, bei Kleidung, bei Identitäten. Die Blase hat die echten Anwendungen versteckt. Jetzt, nach dem Crash, sehen wir sie endlich. Die NFTs von 2025 sind nicht mehr für die Masse. Sie sind für die, die wissen, was sie tun. Und das ist vielleicht genau das, was sie brauchen, um langfristig zu überleben.

2 Kommentare

  • Image placeholder

    Maximilian Erdmann

    November 21, 2025 AT 13:27
    NFTs? Haha, ich hab noch einen Bored Ape im Wallet... der ist jetzt wertvoller als mein Fahrrad. 🤡
  • Image placeholder

    Günter Rammel

    November 22, 2025 AT 14:01
    Die Leute verstehen das immer noch nicht. Es geht nicht um das Bild, es geht um den Zugang. NBA Top Shot, Event-Tickets, Phygital-Mode – das sind echte Anwendungen. Die anderen? Müll. Einfach nur digitale Post-it-Zettel mit teurem Rahmen.

Schreibe einen Kommentar